Du möchtest bei Fotowettbewerben mitmachen? Hier sind 10 Tipps worauf du achten solltest:

Vorwort

Ich habe eine Bitte an dich: Verschwende nicht deine Bilder

Ein kürzlich stattgefundener Fotowettbewerb hat mich zu diesem Artikel inspiriert. Ich würde ja jetzt gerne sagen, dass dies im positiven Sinne passiert ist, aber das wäre gelogen. Viele talentierte Fotograf:innen haben ihre Zeit und ihr Potential verschwendet, um an einem Wettbewerb teilzunehmen der weder prestigeträchtig noch wertschöpfend war.

Doch wie kann man die guten Wettbewerbe von denen unterscheiden, welche ihre Zeit (aus meiner persönlichen Sicht) nicht wert sind? Es gibt ein paar Indikatoren an denen man sich orientieren kann. Diese lassen allerdings keinen Platz für Lokalpatriotismus oder Liebhabereien. Wenn du einen Wettbewerb als Sprungbrett für deine Karriere sehen möchtest, dann ist dieser Artikel für dich!

FOTOWETTBEWERBE

Fotowettbewerbe sind eine großartige Möglichkeit, deine Arbeiten den richtigen Leuten zu präsentieren und Anerkennung für deine Arbeit zu erhalten. Einflussreiche Jurymitglieder, die für deine Karriere durchaus förderlich und von Bedeutung sein können. Es gibt allerdings eine Vielzahl von Fotowettbewerben und die Qualität dieser Wettbewerbe variiert stark. Darum solltest du nicht nur deine Bilder sorgfältig für solche Wettbewerbe kuratieren, sondern auch darauf achten nur an tatsächlich wichtigen Wettbewerben teilzunehmen und deine Arbeiten nicht zu verheizen. 

Hier ist eine Checkliste von Dingen die du beachten solltest, wenn du Bilder für den Wettbewerb aussuchst.

WIE MAN FOTOWETTBEWERBE BEWERTET

2 Faktoren halte ich für elementar wichtig, wenn es um Wettbewerbe geht: Welches Material du einreichst und um welchen Wettbewerb es sich handelt oder noch genauer: Wer den Wettbewerb ausrichtet. Denn das durchführende Organ ist entscheidend über die Qualität und die Relevanz des Wettbewerbs. Und das kann entscheidend für den weiteren Verlauf deiner Karriere sein.

Also ist der erste Schritt zu entscheiden, welcher Wettbewerb es sein soll. Um dir zu helfen wie du die Qualität und Relevanz bewertest, habe ich dir folgende Punkte zusammengefasst:

Die ausrichtende Organisation

Suche nach Organisationen, Vereinen, Galerien oder Firmen die in der internationalen Fotowelt bekannt und angesehen sind. Einflussreiche Organisationen können dir einen bedeutenden Bekanntheitsgrad verschaffen, der dir die Möglichkeit gibt, deine Karriere voranzutreiben. Auch wenn es reizvoll ist mit lokalen Galerien oder Vereinen zusammen zu arbeiten oder an deren Wettbewerben teilzunehmen, so ist der Einfluss auf deine Karriere oftmals sehr gering bis garnicht vorhanden. Selbst wenn es sich um eine Landesgalerie halten sollte.  

Die Jury

Eine einflussreiche Jury mit Entscheidungsbefugnis in der Fotografengemeinschaft kann einer der größten Trümpfe sein, die dir bei der Teilnahme an einem Fotowettbewerb weiterhelfen werden. Schaue dir immer an wer die Jurymitglieder sind und ob diese einen Einfluss in der Welt der Fotocommunity haben. Sind es selbst bekannte Fotograf:innen? Sind es Kurator:innen oder Galeristen mit Einfluss? Handelt es sich um Agenten oder Redakteure bekannter Magazine? Gibt es keine kompetente Jury oder sogar nur eine Publikumsabstimmung, rate ich von der Teilnahme ab.

Expositionsoptionen – Ausstellungen

Ausstellungen sind gut für deinen Lebenslauf und können dazu beitragen, dich in der Fotografengemeinschaft zu legitimieren. Allerdings gibt es ein breites Spektrum an Ausstellungen, daher lohnt es sich zu prüfen, wo eine Ausstellung stattfindet, ob sie angeboten wird und wer daran teilnimmt. Auch bei der Teilnahme an Fotowettbewerben kann anschließend eine Ausstellung für dich rausspringen. Das kannst du auch bei deiner Wahl des Wettbewerbs berücksichtigen.

Präsentation – gedruckte Publikationen

Die Aufnahme deiner Fotografien in eine gedruckte Publikation mit preisgekrönten Arbeiten hat langfristig gesehen mehr Vorteile und kann helfen, dich und deine Arbeit Personen zu zeigen, die möglicherweise nicht in der Lage sind, eine lokale Ausstellung zu besuchen bzw. dich sonst nie wahr oder gar ernst nehmen würden.

Onlinepräsentation

Der Gesamtwert eines Preispakets sollte über den anfänglichen Geldpreis oder die Pressemitteilung hinausgehen und dir weitere Wachstumsmöglichkeiten bieten. Online-Promotion kann den Bekanntheitsgrad deiner Arbeit in der Fotografengemeinschaft exponentiell steigern. So wie die zuvor genannten gedruckten Publikationen.

Geldpreise

Geldpreise zeigen, dass deine Arbeit einen greifbaren Wert hat und das Geld kann dazu beitragen, weitere Arbeiten, neue Projekte oder die Veröffentlichung eines Buches zu finanzieren. Auszeichnungen oder Stipendien können deine Praxis am Leben erhalten und dir ermöglichen, dich stärker auf deine Fotografie zu konzentrieren. Achte in jedem Fall darauf, dass der Wettbewerb angemessen dotiert ist. Angemessen kann bedeutet von Eingien hundert bis zu mehreren tausend Euro / Dollar.

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Thematische Wettbewerbe

Thematische Wettbewerbe können für dich genau das richtige sein, wenn sie sich speziell mit deinem Fachgebiet oder fotografischen Thema auseinander setzen. Nicht alle Wettbewerbe sind Themenorientiert, aber oft sind sie in Kategorien eingeteilt oder einem bestimmten Genre zugeordnet. Nimm dir also ruhig die Zeit, nach Themen und Kategorien zu suchen, die auf dich zugeschnitten sind. Damit erhöhst du deine Chance auf einen Preis und Aussenwahrnehmung.

Teilnahmeberechtigung

Lies die Regeln und Richtlinien für die Teilnahmeberechtigung sorgfältig durch. Vergewissere dich, dass du alle Anforderungen in Bezug auf Alter, Ort, Thema, Technik und Niveau erfüllst. Achte auf die Anzahl der Bilder, die du einreichen kannst. All dies lässt sich schnell übersehen und du wirst wegen eines vermeidbaren Fehlers disqualifiziert.

Teilnahmegebühren

Oftmals sind Teilnahmegebühren erforderlich, um Preispakete anzubieten und die Organisationen am Laufen zu halten. Vergleiche die Gebühren mit denen anderer Wettbewerbe und vergewissere dich, dass du alle anfallenden Kosten kennst. Manchmal müssen die Gewinner zusätzliche Gebühren zahlen, um z. B. die Kosten für Ausstellungen oder einen Katalog zu decken. Das ist eine übliche Praxis die auch bei anderen Wettbewerben umgesetzt wird. Deshalb nehmen zum Beispiel viele Agenturen nicht an Wettbewerben Teil, weil auch dort (zum Beispiel Preise für kreative Werbefilme / Kampagnen etc.) anschließend noch Gebühren anfallen, wenn es um weitere Veröffentlichungen geht.

Bildrechte und Fairness

Du solltest immer die Urheberrechte an deinen eigenen Arbeiten behalten. Es kann sein, dass Wettbewerbe deine Siegerfotos verwenden möchten, um dich und deine Arbeit bekannt zu machen (was sehr gut ist). Aber achte darauf, dass dies auf faire Weise geschieht. Deine Arbeit sollte immer als solche gekennzeichnet sein und niemals ohne deine Erlaubnis verwendet werden.

Feedback von früheren Gewinnern

Ein Blick auf frühere Gewinner und ihre Erfahrungen nach der Bekanntgabe ihres Preises kann ein guter Indikator dafür sein, ob es sich lohnt, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Oft lässt sich so herausfinden ob der Wettbewerb den Fotograf:innen wirklich weitergeholfen hat oder nicht. Vielleicht kennst du auch bestimmte Fotograf:innen erst durch dir bereits bekannte Wettbewerbe.

WIE DU DEINE BILDER FÜR DEN WETTBEWERB AUSSUCHST

Es ist wichtig dass du deine Bilder für den Wettbewerb anständig kurartierst. Hier ist Sorgfalt geboten und lieber reichst du nichts ein, als einfach nur auf dein Glück zu hoffen. Denn auch die Fähigkeit deine Bilder selbst einschätzen und bewerten zu können, ist auf lange Sicht eine Sache, die einen Erfolg nachhaltig prägt.

Denn bei einem Folgeinterview oder einer anderen Veröffentlichung kommt der Satz „Keine Ahnung warum ich gewonnen habe, aber ich freue mich.“ nicht bei jedem so gut an und kann viele nachhaltige Effekte negativ beeinflussen.

Daher 10 Tipps, wie du deine eigenen Bilder für den Wettbewerb bewertest und was du bei der Einreichung beachten kannst:

1. Deine besten Bilder zuerst

Ziehe die Aufmerksamkeit der Juroren sofort auf dich und zeige die Bilder mit der größten Wirkung, die für das Projekt als Ganzes stehen, am Anfang der Einreichung. Die Juroren sehen sich während der Prüfung Hunderte von Arbeiten an und genau wie beim Schreiben eines fesselnden ersten Absatzes eines Buches solltest du einen starken Start wählen. Es gilt der alte Satz: Der erste Eindruck zählt.

2. Eine einfache und klare Ansprache

Ernstzunehmende Wettbewerbe erfordern für gewöhnlich dass du deine Arbeit selbst kommentierst und damit ein klares, einfaches Künstler- oder Projektstatement für eine aussagekräftige Einreichung erfordern. Lege den Schwerpunkt deines Projekts in den ersten ein oder zwei Sätzen klar dar. Erläutere, warum das Thema deiner Arbeit eine einzigartige und fesselnde Perspektive auf ein wichtiges, aktuelles Thema darstellt. Beantworte die Frage „Warum ist das wichtig?“ für das Hier und Jetzt oder das Thema des Wettbewerbes.

3. Technik

Deine Technik sollte perfekt oder nahezu perfekt sein. Deine Bilder sollten von bestmöglicher Qualität sein. Sie sind deine Handschrift. Denke daran, dass die Bewertung in der Regel ein subjektiver Prozess ist – gib den Juroren also keinen Grund deine Bilder direkt wieder auszusortieren. Schlecht bearbeitete Bilder schmälern den Erfolg der Einsendung. Du wirst von Beginn an, nach deinen besten und nach deinen schlechtesten Bildern, bewertet. Schau auch nach in wie weit die Regeln des Wettbewerbes überhaupt eine Bearbeitung zulassen. Man könnte kurzum sagen, dass du darauf achten solltest dass deine Bilder eine gewisse Ästhetik aufweisen sollten, die für die Jurymitglieder nachvollziehbar ist.

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4. Redundanzen entfernen

Ich empfehle eine gründliche Bearbeitung der Einsendungen. Entferne alle Bilder, die überflüssig oder nicht so stark wie die anderen Bilder sind. Es ist besser, weniger aber dafür starke Bilder zu haben, als massenweise schwache und nichtsaussagende Bilder abzuliefern.

5. Zeige etwas Neues

Für Juroren gibt es nichts Spannenderes, als Arbeiten zu finden, die frisch wirken und dem Betrachter etwas Neues über unsere Welt zeigen. Scheue dich nicht, Arbeiten einzureichen, die anders sind als das meiste, was du siehst.

6. Authentizität

Zeige den Juroren, warum sie sich für deine Arbeit interessieren sollten, indem du in deinem Statement etwas von deiner persönlichen Verbindung zum Thema erzählst. Die Juroren suchen nach einer Antwort auf die Frage, warum DU diese Bilder zu diesem Zeitpunkt gemacht hast. Das ist nun auch der Zeitpunkt für mich um folgenden Punkt einzuwerfen: Wenn du nicht wirklich zu dem Statement stehst, dass du machst und nur etwas erzählst um den Wettbewerb zu gewinnen, dann lass es besser gleich. Wenn es dir nicht sofort schadet, wird es dich verfolgen und dir zu einem späteren Zeitpunkt schaden.

7. Persönlich und Allgemeingültig

Arbeiten, die für ein nationales oder auch internationales Publikum relevant sind, sollten über das Persönliche hinausgehen und über die Probleme unserer sich verändernden Welt (politisch, sozial, technologisch, emotional usw.), unserer Zukunft oder unserer gemeinsamen Vergangenheit sprechen. Wenn dein Werk sehr persönlich ist, erläutere seine Verbindung zur Allgemeinheit. Wenn es sehr weit und allgemein gehalten ist, erläutere deine persönliche Verbindung zu diesem Thema und was dich daran bewegt.

8. Aktualität

Themen, die jetzt relevant sind, sind in der Regel am wettbewerbsfähigsten. Wenn du in der Vergangenheit ein Werk geschaffen hast und dieses eine Rolle spielen soll, ist der beste Zeitpunkt ein Jahrestag dieses Ereignisses oder wenn aktuelle Ereignisse oder Informationen vorliegen, die eine Verbindung zu eben jener älteren Arbeit zeigen. Dadurch hast du auch mit Bildern eine Chance, die bereits etwas älter sind und trotzdem eine gewisse Aktualität besitzen.

9. Form und Inhalt

Die Darstellungsform, das ist deine Technik. Der Inhalt, das ist dein Thema. Die Juroren achten für gewöhnlich darauf, dass Form und Inhalt des Werks untrennbar miteinander verbunden sind und sich gegenseitig ergänzen.

Wie kann das Aussehen?

Sagen wir mal du würdest dich schon seit längerem mit Architekturfotografie beschäftigen und Dokumentierst Gebäude des Historismus (ich glaube ungefähr ab 1850 – 1900 aber da bin ich jetzt kein Experte), vielleicht als Projekt oder sogar weil dich diese Zeit fasziniert und du machst die Aufnahmen mit einer Plattenkamera wie sie um 1900 genutzt wurde. Dann würden der Inhalt und die Technik sich entsprechend ergänzen und harmonisch zusammenarbeiten. Das beeindruckt auf mehreren Ebenen und sticht dadurch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sogar extrem aus der Masse heraus.

10. Ästhetik und Harmonie

Alles in allem solltest du einfach nicht vergessen, dass die Abgabe im gesamten eine gewisse Ästhetik aufweist. Der Bildstil, dein Statement und das Thema. Wirken sie unharmonisch bemerkt das auch die Jury. Passt alles zusammen, bemerkt das ebenfalls die Jury. Ein gutes Zusammenspiel aus allen Elementen bildet ein ästhetisches Gesamtbild. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Schlusswort

Schön, dass du dir die Zeit genommen hast diesen Artikel bis zum Ende zu lesen. Das bedeutet dass dir die Fotografie als Kunst- oder Kommunikationsform wichtig ist. Das ist sie mir auch. Ich habe die FOSAAR vor 7 Jahren Gegründet um Fotograf:innen und Filmschaffende zu unterstützen und eine Plattform zu bieten, die Informationen zur Verfügung stellt, wo sie benötigt werden.

Folge der FOSAAR auf den Social-Media-Kanälen und schau regelmäßig in den Blog um keine Tipps & Tricks mehr zu verpassen. Tipps & Tricks die aus der Praxis stammen und tatsächlich weiterhelfen.

Cheers,

Andreas

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