Grundlagen der Fotografie – Teil 3

Das Objektiv & der Sensor

Was ein bisschen nach einem Buch von Ernest Hemingway klingt, ist in der Fotografie ein Zusammenspiel das bei Einsteigern oft schnell für Verwirrung sorgen kann. Denn dadurch dass es verschiedene Sensorgrößen und Objektive gibt, stellt sich manchmal ein Effekt ein, der sehr erwünscht sein aber auch störend sein kann: Ein beschnitt des Bildes.

Wie stark das Bild beschnitten wird, hängt vom Sensor und dem verwendeten Objektiv zusammen. Dafür gibt es eine Bezeichnung, einen Faktor. Der Crop-Faktor.

Crop (aus dem englischen) bedeutet einfach nur Getreide oder Ernte. (Hä? Was? 😅) aber kann auch Zuschneiden oder beschnitt bedeuten (Ernte einfahren, mähen) und ergibt nun mehr Sinn: Es ist ein Faktor der die Menge des Anschnitts oder des Beschnitts des Bildes beschreiben soll.

Damit man diesen Faktor festlegen kann, braucht man einen Orientierungswert, einen Standard an dem sich alles Orientiert und der Crop-Faktor = 0 ist. Und der Standard ist die sogenannte Kleinbildkamera mit einer Lichtempflindlichen Fläche von 36 x 24 mm. Du wirst dafür auch mal den Begriff 35mm Kleinbild oder 135er Film hören. Damit ist genau das gemeint. Eine Kamera die einen Film oder einen Sensor mit einer Lichtempfindlichen Fläche von 36 x 24 mm.

Mit der Zeit, durch Werbung und Marketing-Tricks, hat sich für dieses Format auch der Begriff „Vollformat“ durchgesetzt. Das ist zwar technisch Korrekt, gilt aber auch für manche kleinere und größere Formate. Aber wie das im Volksmund so ist, ist der Begriff insbesondere bei diesem Format hängen geblieben.

Also 35mm Kleinbild, 36 x 24 mm oder Vollformat ist der Standard an dem sich alle anderen Format orientieren und wovon sich der Cropfaktor ableitet.

Falls es bisher etwas verwirrend oder du noch nicht vollständig verstanden hast, was das bedeutet, ist das nicht schlimm. Merke dir erstmal dass man nicht jedes Objektiv an jeder Kamera den gleichen Bildausschnitt zeigt. Du kannst ein und dasselbe Objektiv an verschiednen Kameras nutzen und jedes mal hast du einen anderen Bildausschnitt den du siehst. Mal näher dran und eng beschnitten, mal weiter weg oder sogar mal mit dunklen Rändern oder nur ein Loch.

Jetzt kommen ein paar Bilder und Erklärungen zu diesem Thema, die den Effekt visualisieren sollen.

Zur Vereinfachung folgende grafische Darstellung: Der Kleinbild-Sensor ist das Türkise Viereck und darauf liegt das Objektiv auf, also der Rote Kreis.
Bei Canon findest du die üblichen Objektiv-Angaben für gewöhnlich vorne auf dem Objektiv. Bei anderen Herstellern kann sich die Beschriftung auch irgendwo außen am Objektiv befinden.

Objektive werden immer passend für das entsprechende System hergestellt. Egal ob Canon, Nikon, Leica, OM System, Lumix usw. Das heißt der Anschluss (Bajonett), Bildkreis und andere Dinge unterscheiden sich von System zu System. Manche Hersteller nutzen einen gemeinsamen Anschluss wie das L-Bajonett (Leica SL Serie, Lumix S Serie oder Sigma zum Beispiel). Andere haben ihr eigenes Ökosystem und eigene Anschlüsse.

Aber es gibt dennoch universell gültige Angaben die für jeden Hersteller gelten. Diese Angaben findest du auf dem Objektiv. Neben anderen Dingen ist dort auch eine mm Angabe: Die Brennweite. Sie gibt an wie weit wir an entfernte Objekte heran Zoomen können oder wieviel wir von einem nahem Objekt auf das Bild bekommen.

Ist die Zahl klein (zum Beispiel 24mm) ist es weitwinklig und wir können viel weite Aufnehmen. Zum Beispiel Landschaften oder weite Flächen, breite Gebäude usw. Ist die Zahl groß (zum Beispiel 300mm) können wir weit entfernte Objekte nah heran holen. Zum Beispiel Tiere bei einer Safari oder Details in einer Landschaft.

Die Angabe auf dem Objektiv bezieht sich immer auf das Kleinbild. Also den universell festgelegten Standard. Wenn du zum Beispiel ein 100mm Objektiv an eine Kleinbildkamera setzt, hat dieses auch den Effekt und die „Zoomstufe“ (ich nenne es jetzt mal so) eines 100mm Objektives.

Wenn ich dieses Objektiv nun an eine andere Kamera mit einem kleinerem oder größeren Sensor montieren würde, merkst du den Cropfaktor. Bei kleineren Sensoren hast du das Gefühl dass du näher ran gezoomt hättest. Wenn es möglich wäre dieses Objektiv fehlerfrei an einem größeren Sensor zu nutzen, würde es aussehen als hätte man heraus gezoomt. Es wäre ein negativer Cropfaktor.

Hier siehst du, wie sich der "Objektivdurchmesser", (oder eher der Bildkreis) auf verschiedene Sensorgrößen auswirkt. An einem Mittelformat-Sensor würde das Kleinbild-Objektiv zum Beispiel für dunkle Ränder sorgen und nicht mehr drauf passen.

Die nachfolgende Bilderserie zeigt, wie sich ein adaptiertes Objektiv (also an eine Kamera mit einem Adapterring befestigt) an unterschiedlichen Sensorgrößen verhält. Als Beispiel nehme ich ein 100mm Objektiv das für einen Vollformat-Sensor (oder Kleinbild, du weiß ja nun, dass das selbe ist) gedacht ist.

Hier siehst du die Bildausschnitte im Vergleich. Mittelformat (vollständiges Bild) Kleinbild (Schwarz), APS-C ( Rot), MFT (Grün)

Mann kann Objektive adaptieren. Allerdings sind diese, wenn man die Sensorgröße zu Grunde legt, immer nur abwärts kompatibel. Also ein Mittelformat Objektiv passt theoretisch auch auf Kleinbild (Vollformat), APS-C und MFT aber ein MFT Objektiv nur auf MFT und nicht auf die größeren Formate.

Hier unten siehst du nun wie sich der Crop-Faktor auf deinen Bildausschnitt auswirkt. Stell dir vor du fotografierst immer vom selben Punkt aus mit einem 100mm Objektiv und wechselst nur die Kamera, die jeweils eine andere Sensorgröße hat. Von links nach rechts (oder von oben nach unten auf Smartphones etc., je nach Darstellung vom Endgerät) siehst du Mittelformat, Kleinbild, APS-C und MFT.

Das ist der Ausschnitt den das Objektiv an einer Mittelformatkamera zeigen würde
Das ist der Ausschnitt den das Objektiv an einer Kleinbildkamera zeigen würde.
Das ist der Ausschnitt den das Objektiv an einer APS-C Kamera zeigen würde.
Das ist der Ausschnitt den das Objektiv an einer MFT-Kamera zeigen würde.

Der Umrechnungsfaktor

Tatsächlich kann man diesen Effekt in Zahlen fassen, die sich gut merken lassen. Dadurch weißt du wie sich ein Objektiv an den Sensoren verhält. Merke dir: Die Angaben, auf jedem Objektiv, beziehen sich immer auf den Kleinbild-Sensor. Das hat man einfach irgendwann so festgelegt.

Der Umrechnungsfaktor ist bei den Sensorgrößen ist wie folgt:

  • Mittelformat 0,7x : 70mm
  • Kleinbild 1x : 100 mm = 100mm
  • APS-C 1,5x : 100 mm = 150mm
  • MFT 2x : 100mm = 200mm

Darum siehst du bei Standardobjetiven für die jeweiligen Sensorgrößen, auf den Objektiven abweichende Angaben, die den selben Bildausschnitt zeigen.

Ein 24 – 70mm Objektiv an einem Vollformat Sensor ist ein 18 – 50mm bei einem APS-C Sensor und ein 12 – 35mm an einem MFT Sensor.

Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit den anderen Objektiv-Angaben. Keine Sorge. Das wird nicht mehr ganz so umfangreich wie dieses Kapitel 🙂

Comments

Leave a comment