Fotografie und Film: Auch im KI-Zeitalter unverzichtbar

Fotografie und Film: Auch im KI-Zeitalter unverzichtbar

Die Welt steht am Scheideweg. Eine scheinbar technologischen Revolution steht an bzw. ist bereits mitten im Gange. Künstliche Intelligenz kann heute in Sekunden fotorealistische Bilder und Videos erschaffen, die von der Realität zwar teilweise noch zu unterscheiden sind, doch der Unterschied wieder immer geringer. Doch bedeutet es nun das Ende der aktuellen Fotografie und Filmemachens, wenn man mit Hilfe von KI-Tools Inhalte erschafft, die man vielleicht irgendwann garnicht mehr von real erstellten Medien unterscheiden kann? Die Antwort ist ein klares Nein. Und das hat sehr einfach aber auch tiefgreifende Gründe.

„Wozu noch fotografieren lernen, wenn KI das alles kann?“ – Diese Frage höre ich immer häufiger. Meine Antwort: Gerade jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um in die Welt der echten Fotografie und des Films einzutauchen, zu verstehen wie Technik und Gestaltung zusammenspielen und welche Art des Bildermachens wann und wo auf seine Grenzen stößt! Denn genau hier kommt der springende Punkt: KI hat grenzen welche die Fotografie und der Film nicht haben.

Denn während einige mit weniger Verständnis glauben das KI irgendeine Art von Ersatz sei, wissen Profis dass es maximal eine Ergänzung ist. Ein weiteres Werkzeug zur Anpassung und Verbesserung von Fotos und Filmen.

Denn während KI beeindruckende künstliche Bilder generiert, die man als ergänzende Kunstform zu bestehenden Kunstformen begreifen kann, machen Fotografie und Film meistens immer noch das wofür sie geschaffen wurden: Einen Moment oder Ereignis festhalten das gerade geschieht. Als die Dokumentation realer Umgebung und zeitgeschichtliche Dokumentation.

Natürlich wird Fotografie und Film auch für Kunst genutzt. Aber das werden auch Malerei, Bildhauerei und Grafikdesign. Und genau so wird auch KI für Kunst genutzt. Niemand stellt sich im Urlaub vor eine beeindruckende Kulisse und schreibt dann einen prompt der wiedergeben soll was man gerade sieht und empfindet. Genauso wenig wir auf einer Hochzeit das Handy gezückt um ChatGPT die Hochzeitsgesellschaft zu beschreiben die man zum Gruppenbild auf der Treppe versammelt hat.

Nicht zu vergessen dass auch bildgebende Verfahren in der Industrie und Medizin weiterhin nicht raten was sie sehen. Sondern es sind Kameras und Sensoren die zeigen was tatsächlich ist.

Unterschiedliche Kunstformen und deren Verständnis

KI als Türöffner für Integration

Jetzt lasse jetzt den technischen Kram aller LLMs und ähnliche Modelle raten nur was als nächstes passiert und betrachte mal die Vorteile welche diese Modelle für die Menschen bringen, die aus unterschiedlichen Gründen keine Kamera oder Pinsel halten können.

Während ich als Fotograf und Filmemacher meine persönlichen Vorteile in diversen Tools sehe und froh bin dass bestimmte Abläufe und Bearbeitungsschritte nun schneller bzw. präziser ablaufen, gibt es viele Menschen da draußen die dank ChatGPT, Midjourney und Co. nun endlich zum ersten mal selbstständig künstlerisch tätig werden können.

Als prominentes Beispiel nehmen wir Stephen Hawking der aufgrund seiner ALS Erkrankung nur noch mit Hilfe eines Computers kommunizieren konnte und nicht mehr dazu in der Lage war, sich selbstständig ohne technische Hilfsmittel zu bewegen.

Stell dir nun vor das ein Menschen mit diesen oder ähnlichen Einschränkungen mit Hilfe eines Computers und entsprechenden generativen KI Modellen die Möglichkeit haben, Kunst zu erstellen, ihre Ideen, Wünsche und Gefühle in Bildern auszudrücken. Manche Menschen können von Geburt an weder Bildhauen, Fotografieren, Malen oder Zeichnen.

Jetzt besteht für sie zum ersten mal in ihrem Leben die Möglichkeit mit Hilfe von Computern, generativen KIs und auch dem erschwinglichen 3D-Druck, sich und ihren Ideen auf unterschiedliche Art Ausdruck zu verleihen.

Ego beiseite und Chancen wahrnehmen

Die Fotografie und der Film werden nicht durch KI ersetzt, sondern in ihrer Bedeutung neu definiert und durch neue Tools ergänzt. Während KI auf eine bestimmte Art visuelle Inhalte generieren kann, bleibt die authentische Dokumentation menschlicher Erfahrungen und die künstlerische Interpretation der Realität eine zutiefst menschliche Domäne.

Was sich ebenfalls nicht ändert ist dass in jeder Kunstform das grundlegende Wissen benötigt um seine Visionen und Ideen umzusetzen. Die Schnittmengen zwischen Malerei, Grafikdesign, 3D-Modellierung, Fotografie, Film und generativer KI sind groß. Nur wer weiß was er tut kann auch klar beschreiben was er will.

Und dafür muss man sich Wissen aneignen. Eine Fotografin oder Künstlerin erhält auch mit generativer KI die besseren Ergebnisse gegenüber jemand der sich vorher nicht mit dieser oder einer anderen Kunstform auseinander gesetzt hat.

Betrachte generative KI also nicht als Gegner oder als Ersatz bestehender Ausdrucksformen, sondern als Ergänzung und als neue Option für Menschen die vorher nie eigenständig Teil der Kunstwelt sein konnten.

Also kein Angst. Es ist kein neuer Konkurrent in der Stadt, sondern nur ein neues Werkzeug.

Cheers,
Andreas

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